Huckey dichtet gegen die Stadtwache

Folgendes Gedicht hat Harald „Huckey“ Renner bei der Anti_Stadtwache-Kundgebung am 22.April vorgetragen und dem KUPF-Blog zur Verfügung gestellt:

Eines Tages saß ich einfach da und fand
einen Sack voll Scheiße nah am Sraßenrand.
So unaushaltbar der Gestank in die Nase drang,
die Frage ist, was man aus sowas machen kann.
Und als ich da so mit dem Sacke stand,
kam ein großer, grüner Mann die Straße entlang.
In der Ferne sah ich ihn am Horizont,
und ich fragte mich woher der wohl kommt.
Wenn er da ist frag ich ihn, denn den Scheißehaufen
Könnt ich ihm gleich samt dem Sack verkaufen.

„Hallo!“, sag´ich: „großer grüner Mann,
sieh dir doch bitte mal das Ding hier an,
denn was immer es ist: ich brauch es nicht.
Ich kann nichts damit machen also verkaufe ich´s.“
„Ja, ich bin interessiert“, sagt der grüne Mann,
und sieht den Sack erstmal prüfend an.
Er schnuppert daran und rümpft die Nase empört,
er sagt: „in diesem Sack ist nur Scheiße, die dir nichtmal gehört!“
„Tschuldigung!“, sage ich, „das ist doch nur legitim,
ich hab einen Sack voll Scheiße, wenn du willst kriegst du ihn!“
Da muss er lachen und sagt: „Das kannst du gleich vergessen,
denn wer Scheiße verkauft wird irgendwann auch Scheiße fressen!
Genau was du tun willst, hab´ ich früher getan,
seitdem bin ich bekannt als der grüne Mann.
Ich wollte Scheiße verkaufen doch das klappte nie
Und als Sklave der Industrie aß ich sie.
Denn mein Boss hat gesagt: „Dieser Scheiß muss weg“,
so hab´ ich Unmengen davon in diesen Sack gesteckt.
Was da drinnen ist, fress´ ich seit Jahren schon.
Du siehst was los ist mit mir, das hab´ ich jetzt davon!“
Plötzlich stürzt er sich auf den Sack wie wild,
und frisst alles in sich rein, dass mir ganz anders wird!
Und während er gar nicht mehr aufhört alles in sich reinzuchaufeln,
weiss ich, dass ich noch vieles machen wird´ nur keine Scheiße verkaufen…“

Mit Sicherheit. Die Hilfs-Sherrifs kommen…

Übernommen aus dem KUPF-Blog, erschienen am 09.02.2010

„Sicherheit bedeutet alles und nichts. Sicherheit ist eine Illusion, ein in Wahrheit nicht einhaltbares Versprechen. Sicherheit ist in politischen Auseinandersetzungen jener Trumpf, der ultimativ sticht“ liest man in der Ausschreibung zum Innovationstopf 2010. Zwar war Sicherheit/Kriminalität traditionell ein „rechtes“ Thema, jedoch ist es nun schon längst salonfähig. Auch bei den letzten Landtags- und Gemeinderatswahlen in OÖ war das Thema Sicherheit eine erfolgreiche Strategie. Es fallen dabei gleich mehrere Dimensionen zusammen: einerseits das Unsicherheitsempfinden der Menschen und auf der anderen Seite das Sündenbockphänomen: denn warum werden Asylwerberinnen in Medien und der Politik als Thema lanciert und als kriminell bezeichnet? Das Verbreiten von Kriminalitätsszenarien zeigt ja kaum Auswirkungen auf das Unsicherheitsempfinden in der Bevölkerung. Warum Szenarien, wie Asylwerberinnen = Kriminell, von Medien laciert werden, hat natürlich seine Gründe: auf der einen Seite hat das mit medieneigenen Bedürfnissen zu tun, das bringt Quoten (only bad news are good news), und wenn sich sonst nichts tut, eignet sich das immer. Und es gibt die politische Instrumentalisierung: die Ablenkungsfunktion, die Sündenbockfunktion…man kann mit Kriminalität sehr gut Politik machen. Governing through Crime. Kriminalität wird im politischen Kreislauf instrumentalisiert, um entweder das Verhalten der Menschen zu steuern, oder andere Ziele zu erreichen oder um zu demonstrieren, dass hier durchgegriffen wird; es wird „was gemacht“, man setzt sich für die Bedürfnisse der Menschen ein, um abzulenken; so nach dem Motto: wenn wir uns schon aus der Arbeitsmarktpolitik herausnehmen, weil es die neoliberale Doktrin von uns verlangt, dann greift man zumindest gegen Kriminalität durch, um ja keine Legitimations- und Vertrauenskrise entstehen zu lassen.

Bei den Wahlen im Herbst schenkten viele Wählerinnen dem „Sicherheitsversprechen“ Glauben. Wimmer von der FPÖ ist jetzt für die Stadtwache verantwortlich (Wimmer wurde beim Bundesheer der Aufstieg in einen Offiziersrang versagt, weil das Heeres-Abwehramt vor dessen Kontakten zu Rechtsextremen gewarnt hatte. Heute ist Wimmer Sicherheitsstadtrat in Linz).

In Linz kommt die Stadtwache im Sommer. Für die FPÖ soll diese in der Öffentlichkeit Präsenz zeigen und zum einen präventiv wirken, zum anderen das Sicherheitsgefühl (sic!) steigern. Und das was-wäre-wenn-Spiel eignet sich gut für Spekulationen. So ist sich Wimmer sicher, dass „wäre die Stadtwache in jener Straßenbahn anwesend gewesen, in der kürzlich ein 14-Jähriger zusammengeschlagen wurde, wäre die Sache sicher anders ausgegangen“. Wie hätte das mit 18 in Linz verteilten Stadtwächtern funktionieren sollen? Eine Wahrscheinlichkeitsrechnung muss her!

Bei strafbaren Handlungen hätten die Stadtwächter die Kompetenz zur Anhaltung; und Wimmer träumt weiter: „Täter könnten an der Flucht gehindert und der Polizei übergeben werden.“ Schwelgt da jemand in Räuber-und-Gendarm-Kindheitserinnerungen? In Wirklichkeit wurden im Vorfeld die Ausschussmitglieder vom Sicherheitsstadtrat aufgefordert, Vorschläge über die Aufgabengebiete zu unterbreiten. ÖVP und FPÖ sind sich sehr einig.

Zum Thema Stadtwache in Linz liest man, kaum ist das Kulturhauptstadtjahr vorbei, auf Standard.at „Mit Pfefferspray gegen Hundekot in der Stahlstadt”. Die Kompetenzen sollen jedenfalls „breit gefächert“ sein: Entfernung von Hundekot, Verhinderung von Schmierereien, illegaler Bettelei und Straßenmusik, Kontrolle der Sperrstunden und des Jugendschutz und der Sperrstunden. Bei Lärmerregung und Anstandsverletzungen soll die Stadtwache einschreiten. Anstandsverletzungen? Geht die Stadtwache als „Kulturpolizei“ nun gegen Graffitis, gegen Schwule im Volksgarten, gegen Punks mit grünen Haaren vorm Lentos vor? Kleidungstechnisch stellt sich Wimmer eine Uniform vor. Um gegen das Schlecht wehrhaft zu sein, wird die Stadtwache mit Pfeffersprays ausgestattet. Was also wird passieren, wenn sich eine Hundehalterin nicht an die Anweisungen der Stadtwächter hält?

https://www.youtube.com/watch?v=u8QwmhNTSKo

Oder um es mit Evey aus V for Vendetta zu sagen: „Künstler lügen, um die Wahrheit aufzuzeigen. Politiker lügen, um die Wahrheit zu vertuschen!“ Überlegt wird jedenfalls eine externe Security-Firma zu engagieren. Der Sicherheitsriese Securitas freut sich schon über mögliche Aufträge. Und angeblich werden zur Zeit auch mehr Alarmanlagen gekauft.

Vielleicht sollten wir einfach alle eine multiple Einheit werden? V-Masken für Alle, die beobachtet, kontrolliert, diszipliniert, angehalten werden … Hundehalter, Schwule in Parks, Jugendliche, Nachtschwärmer, Graffiti-Sprayer,…wer noch?